Von Mises zu Caesar
Die zwei Lager des Libertarismus
Libertarismus im Wortsinn bedeutet das Bestreben um die Befreiung von Knechtschaft. Dabei scheint die libertäre Bewegung von zwei maßgeblichen Gruppen bestimmt zu sein:
- Die Anarchisten, die Politik als das widerwärtige Geschäft ansehen, das sie ist, und sich davon fernhalten – dabei aber im Angesicht von Herrschaft passiv bleiben.
- Die Minarchisten, die meinen, sich auf den ausgetretenen Pfaden von Staatlichkeit und Demokratie an sozio-konservative Bewegungen anheften zu können – sich dann aber über den Dolchstoß wundern.
Warum scheitert der Libertarismus an sich selbst?
Es gibt viele Bekundungen darüber, wie sich der Libertarismus verkaufen sollte, um in der Masse Anklang zu finden – doch in der Umsetzung scheitert er dann an den Libertären selbst.
Der Libertarismus ist mehr eine Buchlehre als eine gelebte Mentalität, die zu entsprechendem Handeln führt. Freiheit als intellektuelle Idee scheint nicht Motivation genug zu sein, und Libertäre weigern sich zu Recht, ihre Freiheit am Willen Dritter festzumachen. Der widerständige Geist beruht in der Mehrheit auf angewandtem Formular, nicht auf einem unbändigen Drang nach Freiheit, der bis hin zum Hass gegenüber den Knechtenden führt.
Wo bleibt das Feuer?
Kurzum: Der Libertarismus ist zu nett, zu angepasst, zu wenig bereit, die herrschende Ordnung wirklich herauszufordern – und er ist zu verkopft. Ihm fehlt der Zorn der Gerechten, das Feuer, das Menschen erst wirklich bewegt – egal, wie viele Bücher sie gelesen haben.
Die Idee der Freiheit muss im Herzen beginnen, und dieses Herz muss dafür brennen!
Stattdessen verfasst man die zigste Neuinterpretation von Mises, ohne echte Strategie oder Handlungsanweisung; wandelt auf den ausgetretenen Pfaden der Demokraten, versucht sich bei Konservativen beliebt zu machen oder meint, Brücken zu Kommunisten schlagen zu müssen – weil „man doch alle dasselbe wolle“.
Nein, will man nicht! Der Libertarismus will nicht weniger als absolute und unbedingte Freiheit!
Die alten Rezepte taugen nichts mehr
Die alten Rezepte funktionieren schon bei alteingesessenen Weltanschauungen nicht mehr. Politik und Staatlichkeit erleben ein langsam wachsendes Legitimationsproblem.
Die zigste Gruppe grauhaariger Biedermänner ohne Mut zur offenen Konfrontation, die es noch einmal probieren wollen und sich doch nur als staatliche Gatekeeper inszenieren, dient kaum der libertären Idee.
Die Libertären müssen nachtreten, wenn der Staat schwächelt! Sie müssen antipolitisch und antistaatlich – ja, auch antidemokratisch sein, und das ohne Gnade! Denn der Gegner wird sie in seinem Streben ebenfalls nicht schonen.
Warum anpassen, wenn der Staat wankt?
Dementsprechend kann es weder Weg noch Ziel der Libertären sein, angepasst und konventionell zu sein. Denn am Ende dienen alle diese konventionellen Pfade der Staatlichkeit nur dazu, jedwede Kräfte im System rotieren zu lassen, die ansonsten dessen Legitimität in Zweifel ziehen würden.
Nein, wir Libertäre stehen nicht auf dem Boden des Grundgesetzes, und wir sind auch keine Demokraten!
Warum sollten wir nach den Regeln jener spielen, die sich ihre Regeln selbst machen? Selbst eingewanderte Clans haben den Mut zur Parallelordnung.
Warum wir nicht?
Was den Libertären also fehlt, ist das Streben nach Macht – Macht im Sinne der Befähigung, die Welt unabhängig jeder anderen Kräfte gestalten zu wollen und zu können.
Der Weg: Freiheit durch Sezession und Privatstädte
Das Ziel des Libertarismus ist es nicht, die Menschen zu beglücken – daher auch nicht, sie aufzuklären.
Man kann Massen nicht aufklären, und man kann eine Demokratie auch nicht reformieren!
Das Ziel des Libertarismus ist es, den Libertären einen Ausgang aus der Knechtschaft zu ermöglichen – durch die territoriale Herstellung einer Privatrechtsordnung, beispielsweise durch Sezession oder die Gründung freier Privatstädte.
Alles andere ist eine Verschwendung von Zeit und Energie.
Handeln statt debattieren
Alles, was wir als Libertäre tun, muss diesem Zweck dienen.
Und angesichts derer, die das verhindern wollen und in der Geschichte bereits bewiesen haben, dass sie zu jedem Verbrechen bereit sind, müssen Libertäre auch endlich lernen zu tun, was dafür notwendig ist.
Sie müssen machiavellistisch nach Macht streben und ihren Erfolg an gewonnenem Grund allein bemessen – und verdammt noch einmal aufhören, sich in geschlossenen Zirkeln nur selbst zu beweihräuchern!
Julian Schloddarick
Apex-Anarchist und Gründungsmitglied DIE LIBERTÄREN
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